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Reform-Bedarf bei der Rente: Drohen Sozialversicherungsbeiträge von 50 Prozent?
Aktuell entfallen 39,8 Prozent der beitragspflichten Einkommen auf die Beitragssätze der Sozialversicherungen. Ohne weitreichende Reformen sowohl auf der Einnahmen- als auch der Ausgabenseite droht bis zum Jahr 2035 ein Anstieg der Beiträge auf 47,9 Prozent. Das hat Martin Werding, Professor für Sozialpolitik und öffentliche Finanzen der Ruhr-Universität Bochum im Auftrag der Bertelsmann Stiftung in einer Studie berechnet. ("Demografische Alterung und öffentliche Finanzen: Wie geht es nach der Covid-19-Krise weiter?")
Gefährliche Belastungsprobe
Haupttreiber der Entwicklung ist der demografische Wandel: Die zahlenmäßig starke Baby-Boomer-Generation erreicht in den nächsten Jahren das Rentenalter. Für sie rücken deutlich weniger Versicherte nach, die Beiträge zahlen. So stehen derzeit noch 100 Menschen im erwerbsfähigen Alter etwa 35 Rentenbezieher gegenüber. 2035 kommen dagegen schon 48 Rentner auf 100 Erwerbstätige. "Die Alterung der Bevölkerung wird zu einer gefährlichen Belastungsprobe für Staatsfinanzen und Sozialsysteme", warnt Andreas Esche, Wirtschaftsexperte der Bertelsmann Stiftung. "Die Veränderungen kommen schleichend und verschleiern den Zeitdruck für notwendige Reformen."
Anhebung des Rentenalters scheint unvermeidlich
Der Status Quo unseres Rentensystems sei nicht nachhaltig, heißt es in der Studie. Die aktuellen Rentenbeschlüsse, wonach das Rentenniveau bis 2025 bei mindestens 48 Prozent festgeschrieben ist und der Beitragssatz 20 Prozent nicht übersteigen darf, lassen sich kaum dauerhaft erhalten. Andernfalls müsste der Bund schon bald massive Finanzlöcher in der Rentenkasse stopfen. Die Studienautoren rechnen vor, dass sich der Bundeszuschuss bis 2035 von heute rund 90 auf knapp 180 Milliarden Euro verdoppeln müssten, das entspricht fast 5 Prozent vom heutigen BIP. Ein Anheben des Renteneintrittsalters erscheint in Anbetracht der steigenden Lebenserwartung in Kombination mit weiteren politischen Reformen als nahezu unvermeidlich.
Vertrauen in die gesetzliche Rente schwindet
Die Bertelsmann-Studie belegt einmal mehr die wachsende Bedeutung privater Vorsorge - eine Erkenntnis, die sich bei immer mehr Menschen durchsetzt. Der Deutscher Altersvorsorge-Index, der die Grundstimmung der Deutschen zum Thema Altersvorsorge und das Vertrauen in die gesetzliche Rente misst, lag im Herbst 2021 zum ersten Mal im Minus. Der Index wird halbjährlich vom Deutschen Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) erhoben. Mit möglichen Werten zwischen minus 100 und plus 100 ist er mit minus 0,4 erstmals in den negativen Bereich gerutscht und zeugt von weiter abnehmendem Vertrauen. Vor einem Jahr lag er noch bei 3,8 Punkten, war aber im Frühjahr 2021 bereits auf 1,7 gefallen.
Jahreswechsel für Beratungsgespräche nutzen
Auch in der Kranken- und Pflegeversicherung drohen trotz massiver Steuerzuschüsse für viele Versicherte bereits im kommenden Jahr weiter steigende Zusatzbeiträge. Entsprechend groß ist der Beratungsbedarf rund um nachhaltige, zukunftssichere Vorsorgekonzepte auf Basis kapitalgedeckter privater Vorsorgeprodukte. Dazu gehören leistungsstarke private Krankenzusatzversicherungen und Anlageprodukte mit einem ausgewogenen Verhältnis von Sicherheit und Rendite. Auch hier ist künftig mehr denn je gute Beratung gefragt: Laut DIVA-Umfrage führen derzeit noch private Rentenversicherungen mit Garantie neben der eigenen Immobilie die Rangliste der bevorzugten Vorsorgeformen an - vor allem jüngere Kunden werden hier, unterstützt von fachkundigen Beratern, umdenken müssen.